KI-Sprachmodelle: Deutschland will mitrechnen

KI Service - Industrie 4.0

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Von Hanna Sißmann, Junior PR-Managerin bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.

ChatGPT bringt Technologiebegeisterte weltweit ins Staunen. Das US-amerikanische Multitalent verfasst Texte jeder Art und gibt Antworten auf komplexe Fragen. Auch in Deutschland und Europa wollen Unternehmen mit neuen und intelligenten KI-Anwendungen auf den Markt. Doch die nötigen Open-Source-Modelle, Trainingsdaten und ausreichende Recheninfrastrukturen fehlen hierzulande. Welche Voraussetzungen es braucht, um deutsche Unternehmen zum Technologie-Vorreiter zu machen, errechnet die Machbarkeitsstudie* „Große KI-Modelle für Deutschland“. Die Initiative Large European AI Models, kurz LEAM, präsentierte die Studie am 24. November im Allianz-Forum in Berlin.

LEAM-Studie „Große KI-Modelle für Deutschland“ ermittelt Voraussetzungen für KI-Anwendungen wie beispielsweise Chatbots

Mehr als 80 Prozent der darin befragten Expert:innen raten zum Aufbau eines KI-Ökosystems sowie der Entwicklung von KI-Grundlagenmodellen auf Basis europäischer Werte. Aktuell stammen KI-Grundlagenmodelle, die Unternehmen zur Entwicklung von KI-Anwendungen benötigen, zum Großteil aus den USA und China. Dies stellt europäische Unternehmen vor große Herausforderungen, weil beispielsweise der Zugriff auf proprietäre Dienste erschwert ist und die Daten nicht DSGVO-konform verarbeitet werden. „Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Abhängigkeiten zu verringern, benötigt Deutschland eigene KI-Grundlagenmodelle“, sagt Andreas Weiss, Leiter Digitale Geschäftsmodelle bei eco – Verband der Internetwirtschaft. Dazu legt die Studie der LEAM-Initiative nun ein Konzept zum Aufbau einer dedizierten KI-Supercomputing-Infrastruktur vor.

Einzelne Unternehmen können diese Infrastruktur (noch) nicht bieten. Nur mit einer staatlichen Förderung der Infrastruktur können erfolgreiche deutsche KI-Anwendungen entstehen und im internationalen Vergleich mithalten. Die aktuelle LEAM-Studie zeigt, dass sich viele KI-Unternehmen auf Sprachmodelle konzentrieren und der Bedarf hier besonders groß ist.

Der Bedarf an KI-Sprachmodellen ist besonders groß

Aktuell setzen 71 Prozent der hiesigen KI-Unternehmen den Fokus auf große Sprachmodelle. Auch multimodale KI-Modelle (38%) und KI-Modelle zur Berechnung von Geschäfts- und Fertigungsprozessen (34%) sind für die Wirtschaft relevant. KI-Grundlagenmodelle bringen die nächste Entwicklung in der Erfolgsgeschichte der künstlichen Intelligenz. Rund zwei Drittel der deutschen KI-Unternehmen arbeiten bereits mit KI-Grundlagenmodellen. „In den nächsten Jahren werden noch performantere Modelle auf den Markt kommen, die mit größeren Datensätzen trainiert werden“, so Weiss.

Grafik: Anzahl der Parameter großer KI-Sprachmodelle seit GPT-3 (Open Source Modelle rot markiert).
Quelle: state of ai Report 2022 (Benaic & Hogarth, 2022)

Deutschland braucht eine leistungsfähige KI-Recheninfrastruktur

Eine Voraussetzung für die Entwicklung von KI-Foundation-Modellen ist der Zugang zu einer leistungsfähigen Recheninfrastruktur. Der Aufbau eines KI-Rechenzentrums ist hard- und softwaretechnisch machbar, so die Autor:innen der Studie, zu denen auch eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. gehört. Sie kalkulieren für den Aufbau und Betrieb eines solchen KI-Rechenzentrums rund 380 Millionen Euro und haben ein Modell entwickelt, dass öffentliche und privatwirtschaftliche Mittel umfasst. Freie Open Source-Modelle sowie verfügbare Daten zum Training der Algorithmen wurden von 58 Prozent der befragten Expert:innen als weitere Voraussetzungen genannt.

Die LEAM-Initiative rät dazu verschiedene Werte und Prinzipien in der Entwicklung von KI-Grundlagenmodellen zu integrieren. Dazu gehören Datenschutz und Datensicherheit, Transparenz, Fairness sowie eine hohe Datenqualität. So sollen vertrauenswürdige KI-Grundlagenmodelle geschaffen werden, die breite Anwendungsmöglichkeiten bieten.

Die Machbarkeitsstudie „Große KI-Modelle für Deutschland“ wurdedurch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) beauftragt. Im Austausch mit der Politik, der Wirtschaft und potenziellen Anwender:innen soll das Thema nun weiter vorangetrieben werden. Dabei empfiehlt die LEAM-Initiative die Gründung einer Projektentwicklungsgesellschaft zum Aufbau von Infrastruktur und Services.

Über die Autor:innen der Studie

Die LEAM Machbarkeitsstudie wurde in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern verfasst: Alexander Thamm GmbH, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), eco – Verband der Internetwirtschaft e. V., Fieldfisher LLP, Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS), Merantix Momentum GmbH, Simmons & Simmons und Ubermetrics Technologies GmbH. Die Gesamtprojektleitung oblag dem KI Bundesverband e.V., der die LEAM-Initiative 2021 initiiert hat. Darin treiben verschiedene Partner aus Industrie und Forschung die Entwicklung großer KI-Modelle voran.

* Die Machbarkeitsstudie „Große KI-Modelle für Deutschland“ wurde am 24. Januar 2023 veröffentlicht.

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