Ein Interview mit Dr. Jürgen Schmelting, Abteilungsleiter Logistik beim Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST
Warum macht der Fokus von Service-Meister auf den industriellen Service Sinn?
Mit dem Megatrend Digitalisierung verstärkt sich ein bereits seit Längerem zu beobachtender Trend hin zum tertiären Dienstleistungssektor. Nicht umsonst ist in diesem Zusammenhang auch von »Servitization« die Rede. Zwei zentrale Gründe sind dafür ausschlaggebend: 1. sind Investitionen in neue Maschinen zunehmend kapitalintensiv, sodass sich Amortisationszeiträume verlängern und 2. wird der Fachkräftemangel immer akuter. Gerade KMU fällt es zunehmend schwer Fachpersonal für sich zu gewinnen. Serviceangebote können die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen stärken, weil nicht alles alleine erdacht werden muss. Unternehmen wird so ein niederschwelliges Angebot zur Teilhabe an KI-Systemen ermöglicht. Der Projektfokus auf den industriellen Service ist daher auch ein Dienst an die deutsche Wirtschaft.
Wie kann Service-Meister dem Mittelstand Lust auf KI machen?
Service-Meister bietet ein thematisch breit aufgestelltes KI-Serviceökosystem mit einer Vielzahl von assoziierten Partnern und damit verbundenen Expertenwissen in unterschiedlichen Fachdomänen. Service-Meister digitalisiert Service-Know-how. Wo Fachkräfte fehlen, macht das Projekt Expertenwissen über digitale Werkzeuge erklärbar, verfügbar und schließlich skalierbar.
Welche Rolle kann Service-Meister für Deutschland und Europa als KI-Standort spielen?
Service-Meister wirkt dem IT-Fachkräftemangel entgegen und trägt als ein wichtiger Baustein dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit ansässiger KMU zu erhalten und idealerweise die wettbewerbliche Positionierung zu stärken. Hierzu leistet die Bereitstellung und Vermittlung von KI-Services in einem dezentralen Service-Ökosystem einen wesentlichen Beitrag.
Warum engagieren Sie sich im Konsortium von Service-Meister?
Ziel des Fraunhofer ISST in Service-Meister ist es, offene Forschungsfragen des sicheren und souveränen Datenaustausch im Kontext eines KI-Plattform-Ökosystems zu adressieren und bestehende Konzepte mit den gewonnenen Erkenntnissen anzureichern.
Was versprechen Sie sich vom Projekt?
Die Fraunhofer-Gesellschaft als Ganzes steht für angewandte Forschung. Angewandte Forschung beinhaltet sowohl den Transfer neuester Forschungsergebnisse in die Praxis als auch die Rückkoppelung der Erfahrungen aus der Praxis in die weitere Forschung. Die in Service-Meister gewonnenen Kenntnisse werden in weitere Forschungsprojekte miteinfließen und den bereits begonnenen Prozess der Standardisierung des sicheren und souveränen Datenaustauschs weiter vorantreiben.
Welches Know-how investieren Sie in Service-Meister?
Das Fraunhofer ISST steht dem Konsortium als Forschungspartner für die Themen des souveränen Datenaustauschs im Ökosystem auf Basis der Erkenntnisse der Referenzarchitektur der International Data Spaces bei.
Warum gehört As-a-Service-Geschäftsmodellen die Zukunft?
Die Welt wird immer komplexer, sodass es immer diffiziler wird, sämtliche Dinge zu beherrschen. Wir haben in Europa schlicht keinen Akteur, der ganze Wertschöpfungsketten einer Branche abdecken kann, wie es beispielsweise die digitaler Hyperscaler aus Asien und Amerika zu leisten im Stande sind. Darum wird es darauf ankommen, alternative und im Sinne des europäischen Geistes föderierte Systeme zu schaffen. Solche punktuellen Angebote sind für StartUps, KMUs oder auch Großunternehmen prädestiniert für As-a-Service-Geschäftsmodelle. Service-Meister kann hier eine Verbreitungsplattform sein.
Wir danken für das Gespräch!
Profil des Unternehmens: Das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST setzt Standards für das kontrollierte Teilen von Daten. Es erforscht den Wert von und den souveränen Umgang mit Daten. Gemeinsam mit vielen Partnern aus Industrie und Politik schafft das Institut mit dem »International Data Space« (IDS) den gesamtwirtschaftlichen Rahmen für die Datennutzung, aber auch die individuelle Lösung für das einzelne Unternehmen. Dabei fokussiert sich das Institut auf drei Anwendungsbranchen: die Logistik, die Datenwirtschaft und das Gesundheitswesen.
Seit wann sind Sie im Konsortium dabei: Das Fraunhofer ISST ist Gründungsmitglied des Service-Meister Konsortiums.
Welche Rolle haben Sie / hat Ihr Unternehmen im Projekt: Als Forschungseinrichtung bringt das Fraunhofer ISST seine Expertise im Aufbau von Datenökosystemen ein. Darüber hinaus wird die Referenzarchitektur der International Data Spaces mit in das Konsortium eingebracht, die Nutzern der Service-Meister Plattform Datensouveränität selbst in den Fällen gewährleistet, in denen Daten unternehmensübergreifend geteilt werden.
Unternehmenswebsite: https://www.isst.fraunhofer.de/