Startschuss für Service-Meister: Am 11. Februar traf sich das Konsortium in Frankfurt am Main zum Kick-off. Das Ziel: Optimal zusammenarbeiten, um schnell praxistaugliche KI-Lösungen für KMU und Industrie zu entwickeln.
Bleche präzise schneiden und flexibel schweißen – dafür hat Trumpf eigene Lasersysteme auf dem Markt. „Wo immer wir auf der Welt unsere High-Tech-Geräte warten oder reparieren müssen, setzt das Experten-Know-how voraus“, sagte Martin Lukas von Trumpf. „Know-how, das nicht überall in gleicher Qualität bei den Serviceteams bereitsteht.“ Was da helfen kann: Künstlich intelligente (KI) Tools, Datenanalysen und smarte Algorithmen, wie sie das Projekt Service-Meister in den nächsten drei Jahren entwickeln wird.
Digitale Werkzeuge sollen Serviceteams bei ihrer Arbeit unterstützen. Und darüber hinaus auch dazu befähigen, komplexe Reparaturen vorzunehmen, wie sie etwa bei Lasersystemen von Trumpf notwendig werden können. Damit sich Servicewissen derart skalieren lässt, ist Grundlagenarbeit notwendig. Service-Meister bringt dafür die Unternehmen KEB, Atlas Copco, Würth, Krohne und Trumpf mit den Implementierungspartnern USU, Inovex und Grandcentrix zusammen. Die Tandems sollen in sechs sogenannten Schnellbooten individuelle Use Cases im Service digital unterstützen. Was notwendig ist, damit die Arbeit ein Erfolg wird? „Teamwork, Dialog, Diskussion – und das von Anfang an“, sagte Hauke Timmermann, der das Projekt beim Konsortialführer eco organisiert. „Zum Konsortium gehören darüber hinaus zahlreiche assoziierte Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft.“ Allein zum Kick-off-Termin waren mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angereist.
Eine Frage der digitalen Souveränität
Wie gelangen die Anforderungen aus den Schnellbooten in die KI-Forschung? Wie lassen sich die Lösungen später Dritten bereitstellen? Und wie lassen sich Daten kontrolliert teilen und geistiges Eigentum schützen? „Bei Service-Meister geht es um Fragen der digitalen Souveränität“, sagte Andreas Weiss, Leiter des Konsortiums. „Wir möchten Verfahren für Mittelstand und KMU entwickeln, offenlegen und so für alle Anwender verfügbar machen. Dazu setzen wir auf standardisierte und generische Modelle mit definierten Schnittstellen und KI.“ Warum sich das am Ende auszahlen wird, zeigt eine aktuelle Studie des eco Verbands: Der vollumfängliche Einsatz von KI würde in Deutschland bis 2025 ein Gesamtpotenzial von 488 Milliarden Euro freisetzen.
Einsatz ist jetzt auch im Projekt gefragt. Denn die Schnellboote von Service-Meister preschen voran. „In Design-Thinking-Workshop evaluieren wir den Bedarf in den Use Cases“, sagte Dr. Niklas Kühl vom KIT. „Vom Start weg müssen wir präzise auf die Anforderungen der Anwender eingehen, um später maximal relevante Ergebnisse zu produzieren.“ Nach drei Jahren Projektlaufzeit soll schließlich ein florierendes Ökosystem entstanden sein, das beliebige Serviceprozesse von Ende-zu-Ende intelligent abbildet und mit KI passend unterstützt.
Plattform für Europa: Mit cleveren Transfers Boden gut machen
„KI, Daten und Plattformen sind der Schlüssel“, sagte Dr. Alexander Löser von der Beuth Hochschule aus Berlin. Aber: „Ob Apple, Alphabet oder Alibaba – USA und Asien teilen die Welt der Plattformen aktuell unter sich auf.“ Wo sich da Europas Chance bietet: „In B2B-Märkten und im Engineering“, sagte Dr. Steffen Staab von der Universität Koblenz-Landau. „Hier kann Service-Meister punkten und Boden gut machen.“ Mit cleveren Transfers soll dem Konsortium das gelingen. Löser: „Wir übertragen KI-Verfahren aus der Medizin auf den Industrieservice.“
Dazu hat Löser Algorithmen mit Arztbriefen trainiert, um die formal aufgebauten und teilstandardisierten Berichte zu analysieren. So lassen sich beispielsweise Chatbots realisieren, die je nach Diagnose die passende Therapie vorschlagen können. „Was die Behandlung von Patienten beschleunigt, wird auf diese Weise nun auch die Reparatur von Maschinen erleichtern“, sagte Löser. Was musste zuletzt an einer Maschine repariert werden? Welche Werkzeuge waren dafür erforderlich? Und wie hat der Techniker das Schadensbild beschrieben? Löser: „Bald wissen Sprachassistenten im Service die Antworten.“
Lösungen für ein erfolgreiches Ökosystem
Das Service-Meister Lösungen aus der Industrie für die Industrie entwickeln wird, sichert auch die Begleitforschung. Das Institut für Innovation und Technik, kurz IIT, ist dafür verantwortlich. „Wir agieren von der Seitenlinie aus, verstehen uns als Sparringspartner, unterstützen bei der Verwertung und beim Geschäftsmodell“, sagte Dr. Steffen Wischmann vom IIT. Aktuell ist bereits eine Studie geplant, die untersucht, ob die Art und Weise, wie eine KI entscheidet, für den Menschen nachvollziehbar ist (Explainable Artificial Intelligence). Oft sind die Mechanismen intransparent, was problematisch sein kann.
Probleme mit KI? Nicht so bei Service-Meister: „Wir müssen erst zuhören und dann umsetzen“, sagte Weiss. „Und wir müssen unsere Erfolge früh sichtbar machen, damit Service-Meister keine Projektinsel für sich bleibt, sondern zu einem souveränen und attraktiven KI-basierten Ökosystem für alle Serviceprozesse heranwächst.“
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