Von Nils Klute, IT-Fachredakteur beim eco – Verband der Internetwirtschaft
Gemeinsam mit deltaDAO stellt Service-Meister jetzt erste künstlich intelligente (KI) Applikationen für den Mittelstand lauffähig bereit. Die Basis bilden GXFS/XFSC und Pontus-X. Wie die Musterfälle von heute den Wertströmen in der Datenökonomie von morgen den Weg weisen.
Tickets automatisiert erstellen und Serviceberichte smart analysieren, um Meisterwissen zu digitalisieren und Reparaturen über KI-Werkzeuge zu beschleunigen – in den vergangenen drei Jahren hat Service-Meister KI exemplarisch in den Industrie-Service kleiner, mittlerer und mittelständischer Unternehmen gebracht. Seit kurzem macht das KI-Projekt seine Ergebnisse nicht mehr länger nur Interessierten über einen Online-Katalog verfügbar: Gemeinsam mit deltaDAO stellt das Förderprojekt erste Applikationen lauffähig bereit. Die Basis bilden Gaia-X und Pontus-X.
Pontus-X macht Dienste domänenübergreifend verfügbar
„Pontus-X ist ein offenes Ökosystem“, sagt Kai Meinke, Mitbegründer der deltaDAO AG und Lead der Gaia-X Open-Source Software Community. „Anwendungen wie die von Service-Meister lassen sich dort nach Gaia-X-Prinzipien beschreiben, föderiert vermarkten und konsumieren.“ Heißt konkret: Wer die Services nutzen möchte, der greift über die Portale https://servicemeister.pontus-x.eu oder www.pontus-x.eu nicht nur auf die KI-Bausteine von Service-Meister, sondern zudem auf die interoperablen Dienste vieler weiterer Anbieter und Leuchtturmprojekte zu – vom Maschinen- oder Anlagenbau über die Fertigungsindustrie bis hin zur universitären Forschung (wie beispielsweise EuProGigant, COOPERANTS oder Gaia-X 4 Future Mobility). „Dank Open-Source, Web3-Komponenten, Standards und Gaia-X lassen sich die Produkte aller Föderatoren und Dienstanbieter on-demand kombinieren“, sagt Meinke vom Hamburger Data-Economy-Start-up, „das verteilte System stellt sie domänenübergreifend bereit.“
Vorteile offener Ökosysteme: Sich engagieren und selbst profitieren
Ausgewählte Applikationen von Service-Meister sind in dem dezentral verteilten Katalog von Pontus-X beschrieben und darüber hinaus im föderierten Katalog von Gaia-X veröffentlicht. Zum Start hat deltaDAO die AutoTim-Anwendung von inovex und KROHNE Messtechnik sowie die automatisierte Schadenserkennung von grandcentrix und Würth umgesetzt. Online listet sie das Portal jetzt vergleichbar auf, vermittelt zwischen Anwendenden und Anbietenden, regelt dabei zudem Verträge und Kosten. „Wer Dienste produktiv startet, bezahlt die dafür notwendigen Rechen- und Speicher-Ressourcen aus der Cloud“, sagt Meinke. Darüber hinaus sind Unternehmen in der Lage, auch selbst Daten und Services einzubringen, bereitzustellen und anzubieten. „Wer sich im Betrieb des offenen Ökosystems engagiert, kann über die eigenen Daten- und Softwaredienste hinaus ökonomisch profitieren“, sagt Meinke. Anders bei Marktplätzen einzelner Großanbieter: „Hier fährt meist einer allein die gesamte Ernte aus Transaktionsgebühren ein.“
Abbildung 1 – Service-Meister Katalog mit ausführbaren Anwendungen
Gaia-X in der Praxis mit Service-Meister: Transparent, sicher und souverän
Bislang waren die Dienste von Service-Meister nur menschenlesbar katalogisiert. deltaDAO hat die Ergebnisse nach den Vorgaben von Gaia-X in Pontus-X maschinenlesbar integriert. Egal, ob Instanzen, virtuelle oder physische Ressourcen: „Das sogenannte Policy Rules Conformity Document von Gaia-X legt fest, wie die produktiven Anwendungen zu beschreiben sind.“ Derart realisierte Apps sind transparent und gewährleisten Sicherheit und Urheberschaft. „Digitale Identitäten schaffen Vertrauen und weisen rechtssicher nach, von welchem Provider ein Angebot kommt“, sagt Meinke, „aufwändige Einzelfall-Prüfungen und wiederholte Identifizierungen in fragmentierten Plattformen gehören der Vergangenheit an.“ Um geschützte und interoperable Systeme zu realisieren, hat Service-Meister zudem die Identitätskomponenten der Eclipse Cross Federation Service Components (XFSC) integriert.
Abbildung 2 – Integration der XFSC-Identitätskomponenten in Service-Meister
Musterfälle von heute als Wegweiser der Zukunft
„Gaia-X hostet selbst keinen Datenökosysteme“, sagt Meinke, „und Gaia-X stellt selbst keine Integrationsplattformen bereit.“ Wollen Unternehmen aus dem Mittelstand die lauffähigen Applikationen nutzen, orientieren sie sich an bestehenden Marktplätzen und Ökosystemen wie Pontus-X: „Diese bringen Daten, Software und Infrastrukturen verschiedener Anbieter effizient zusammen“, sagt Meinke. Und das immer häufiger: „Wir erwarten, dass die Musterfälle von heute zeigen, wie die Wertströme in der Datenökonomie von morgen ablaufen und funktionieren.“ Initiativen wie Gaia-X und KI-Projekte wie Service-Meister schaffen genau dafür jetzt die Basis.
Mittelstand plant KI-Einstieg mit Service-Meister
Service-Meister hatte sich Ende 2019 im KI-Innovationswettbewerb der Bundesregierung erfolgreich durchgesetzt und seitdem ein KI-Ökosystem für den technischen Service im Zeitalter von Industrie 4.0 entwickelt. Unternehmen aus dem Mittelstand planen heute ihren KI-Einstieg über die Website des Projekts. Wer sich allgemein informieren und den eigenen Standpunkt bestimmen möchte, der durchläuft das KI-Assessment. Die Prozesslandkarte stellt mögliche KI-Anwendungen für die jeweiligen Use Cases entlang der Service-Prozesse vor. Der Service-Katalog listet die Ergebnisse aus den Schnellbooten exemplarisch auf, die sich dann ab sofort zudem in Teilen über Pontus-X produktiv ausführen lassen.
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