Von Nils Klute, IT-Fachredakteur und Projektmanager Kommunikation Cloud Services bei EuroCloud Deutschland_eco e.V.
Low Code revolutioniert die Softwareentwicklung. Programme lassen sich heute von jedermann per Mausklick schreiben. Wie Low-Code-Plattformen Fachkräftelücken schließen, Künstliche Intelligenz (KI) in den Mittelstand bringen und Gaia-X zum Leben erwecken.
Die Rollos fahren hoch, wenn die Sonne aufgeht. Im Garten zieht sich die Markise ein, wenn Regen naht. Und die Stereoanlage schlägt Alarm, wenn nachts jemand von außen ein Fenster öffnet. Damit Smart Homes das Leben komfortabler, angenehmer und sicherer machen, spielen Low-Code-Plattformen wie IFTTT, Zapier oder Node-RED eine entscheidende Rolle. Geräte und Dienste lassen sich darüber verbinden und Abläufe übergreifend automatisieren. Das Prinzip: Statt Codezeilen zu schreiben, um Steckdosen, Thermostate und Leuchten intelligent zusammenzuschalten, entwickeln Nutzer:innen ihre Software über grafische Oberflächen.
Visuell programmieren statt Codezeilen schreiben
Was früher Spezial-Know-how erforderlich machte, erledigen heute Laien. Wer visuell programmiert, der verkettet Applikationsbausteine, Dienste und Datenbanken per Mausklick und „drag and drop“. So lassen sich Services logisch miteinander verzahnen und über Regeln und Wenn-Dann-Funktionen verbinden. Ein Verfahren, das weder Erfahrung noch Know-how voraussetzt. „Dadurch können Anwender schnell und einfach eine App entwickeln, um alltägliche Prozesse darzustellen, zu optimieren und zu automatisieren“, schreibt dev-insider.de in einem Onlineartikel. „Dafür ist nur ein Minimum oder gar kein manuelles Kodieren vonnöten.“ Low Code macht jedermann zum Citizen Developer – und das nicht nur, wenn es darum geht, Geräte im Smart Home zu vernetzen.
Abläufe automatisieren und intelligent unterstützen
Egal, ob in der Produktion, auf Baustellen oder in Büros – wo immer Abläufe zu automatisieren sind, bieten sich heute Low-Code-Plattformen an. Wer bislang Mängel an Maschinen über Excel dokumentiert hat, der findet beispielsweise mit Spreadsheetweb eine Lösung, um die Verfahren digital und intelligent zu unterstützen. Die Low-Code-Applikation erzeugt aus beliebigen Tabellen Web-Anwendungen. Auch Dateien mit mehreren Datenblättern und vielschichtigen Funktionen eignen sich dafür. Wer später damit arbeitet, der klickt sich nicht mehr durch Excel-Sheets, sondern gibt Zahlen, Messwerte und Texte über aufgeräumte Browseroberflächen ein. Ebenso lassen sich Ergebnisse online abrufen und Prozesse smart automatisieren, um etwa E-Mails zu versenden oder Datenbanken zu exportieren.
Low Code bringt Künstliche Intelligenz in den Mittelstand
Nicht anders bringt Low Code KI in den Industrieservice und Mittelstand. Beispiel KI-Playground von KI.NRW: Die Kompetenzplattform Künstliche Intelligenz Nordrhein-Westfalen hat ein Design-Studio aufgesetzt, über das Unternehmen eigene KI-Services realisieren. Alle Dienste liegen dabei in sogenannten Docker-Containern vor, die sich auf Open-Source-Basis modular und individuell verbinden lassen. Die Low-Code-Umgebung, auf der Anwendende eigene KI-Pipelines zusammenbauen, konfigurieren, testen und weiterentwickeln können, ist aus einer Grundlagenarbeit des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS hervorgegangen.
WYSIWYG-Lösung für den Fachkräftemangel
Genauso wie WYSIWYG-Editoren die Textbearbeitung neu definiert haben, revolutioniert Low Code die Art und Weise, wie heute programmiert wird. Und das auch – soweit möglich – ohne IT-Expert:innen: In Zeiten, in denen laut Digitalverband Bitkom 96.000 IT-Jobs hierzulande unbesetzt bleiben, hilft Low Code den Unternehmen, Fachkräftelücken zu schließen. Wo die Grenzen der Technologie liegen: Wenn individuelle, spezielle und ausschließlich auf den Eigenbedarf angepasste Software nötig ist, bleiben ausgebildete Entwickler:innen gefragt, die sich mit Java, Python & Co. auskennen. Wer dagegen Anwendungen schnell nutzen möchte, der kommt über Low Code auf Open-Source-Basis agil und rasch ans Ziel.
Nicht anders Node-RED: Genauso selbstverständlich, wie Smart-Home-Enthusiasten darüber ihre Geräte und Dienste zusammenschalten, vernetzt die Open Source Software die dezentrale Dateninfrastruktur von Gaia-X: Das vom eco Verband geleitete GXFS-Projekt arbeitet mit der Low-Code-Plattform, um Workflows und Prozesse zu orchestrieren – und das auch hier weitgehend ohne Programmierkenntnisse.
Bildnachweis: iStock-1361356023
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