Von Ralf Schädel, IT-Redakteur und Projektmanager Cloud Services und Gaia-X bei eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.
Rund 40 Teilnehmer:innen waren der Einladung des eco zum virtuellen Workshop am Nachmittag des 5. Konsortialtreffens von Service-Meister gefolgt. Im Fokus: Die Transparenz des Ökosystems Gaia-X und dessen Wertschöpfungsnetzwerke.
„Gaia-X ist kein Konzept, das am grünen Tisch entstanden ist, sondern ganz explizit und vorrangig dem Umfeld von Industrie 4.0 entsprungen.“ Mit diesen Begrüßungsworten ließ Andreas Weiss, Leiter digitale Geschäftsmodelle im eco Verband, gleich zu Beginn des Workshops keinen Zweifel daran, dass die Anforderungen der Industrie und die Umsetzung beim Leuchtturmprojekt Service-Meister deckungsgleich sind. Künstliche Intelligenz (KI) nutzen und mit deren Daten arbeiten zu wollen, lautet das gemeinsame Ziel, auf das Weiss und Referentin Emma Wehrwein vom eco Verband alle am Workshop teilnehmenden Konsortial-Partner:innen:innen, assoziierten Unternehmen und Unterstützer:innen des Projektes einschwören wollten.
Erst verstehen, dann fokussieren
Um den Einstieg in das nach Weiss „unbestritten sehr komplexe Projekt Gaia-X“ den Teilnehmer:innen nach der Mittagspause zu erleichtern, erläuterte er zunächst die gemeinschaftliche Ausrichtung mit Service-Meister: „Wir versuchen mit der Kommunikation Richtung der Projekte Missverständnisse auszuräumen, die Fokussierung bei Service-Meister zu eruieren und das Projekt gemeinsam weiterzubringen.“ Ein strategisches Vorhaben, das ein bis dato unveröffentlichtes fünfminütiges Imagevideo zu Gaia-X unterstreichen sollte.
Offener Umgang mit Daten und Vertrauen
Wie im Film erklärt, handelt es sich bei Gaia-X „nicht um einen Hyperscaler oder eine ultimative Lösung für Souveränitätsbetrachtungen im digitalen Raum“, sagte Weiss. Vielmehr verstehe sich Gaia-X als ein Architekturkonzept, das datenbasierte Dienste und Geschäftsmodelle mit über verteilte Systeme und Edge-Komponenten realisiert – ohne dass Anwender:innen Abhängigkeiten in Kauf nehmen müssten. Weiss‘ Forderung im Zusammenhang mit Datensouveränität: „Unternehmen müssen bereit sein, Daten zu teilen und gleichzeitig die Hoheit über diese zu behalten. Der Datenaustausch bei Gaia-X braucht Vertrauen.“
Föderation ist verpflichtend
Ein Problem, das Integrationspartner:innen und Schnellboote von Service-Meister kennen dürften und das KI-Projekten wie Gaia-X immanent ist. Denn: Um KI-Modelle entwickeln zu können, bedarf es ausreichend großer, am besten vernetzter und nicht nur singulärer Datenquellen. Dazu gehören funktionale und interoperable Komponenten wie die der Federation Services, Standards und Konnektoren, um rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen einzuhalten. Weiss: „Föderation bedeutet, dass man ein bestimmtes Maß an Selbstbestimmtheit hat, Regeln zwar anpassen kann, sie aber auch gemeinsam einhalten muss, um Ziele zu erreichen.“
Voraussetzungen von Gaia-X
Der Erfolg von Gaia-X hängt weiter davon ab, ob es gelingt, eine Vielzahl von Verfahrenseinheiten, Datenquellen und -anwender:innen sowie Providern zu orchestrieren. Um eine Grundlage für eine breitangelegte und zuverlässige Verfügbarkeit der Daten von smarten Services zu schaffen, unterstrich Referent Weiss neben der Datenqualität vor allem die Kapazitäten für deren Transfer: „Bei Realtime-Anwendungen sprechen wir von einer Latenz im kleiner 10-Millisekunden-Bereich. Das erfordert eine Verarbeitungskapazität im Umfeld bis 100 Kilometern und damit eine Edge-Computing-Infrastruktur.“
Großes Wertschöpfungspotenzial vorhanden
Die An- und Herausforderungen, denen sich ein Projekt wie Service-Meister stellen muss, dürfen aber nicht über den Nutzen hinwegtäuschen, den KMU mit KI generieren können. Laut eco-Studie werden allein für Deutschland für das Jahr 2025 durch KI-Dienstleistungen und -Produkte Umsätze in Höhe von 488 Milliarden Euro erwartet. Ein riesiges Wertschöpfungspotenzial, das nicht zwangsläufig dazu führen muss, dass Geschäftsmodelle neu erfunden werden. „Zwei Drittel des errechneten Wertschöpfungspotenzials liegt in der Optimierung von Bestandsprozessen“, sagte Weiss. Wie bei Service-Meister könne man sich an einem bestehenden Service-Lifecycle orientieren, der in einen Ökosystem-Ansatz überführt werde.
Federation Services sind Bausteine von Gaia-X
Wie die Vision von Gaia-X in den operierenden Bereich der Federation Services übergeht, erklärte Wehrwein vom eco-Team Mitglieder Services. „Wir fassen die Federation Services in der sogenannten GXFS-Toolbox zusammen.“ Die Federation Services definieren dabei eine Reihe von horizontalen Diensten, die alle Nutzer:innen benötigen, um Gaia-X konforme Services und Angebote zu realisieren.
Jeder kann einen Service mitentwickeln
Wie das genau funktioniert? In einer so genannten GXFS-Toolbox ist ein Open-Source-Referenzcode hinterlegt, um Anwendungen und Dienste entwickeln zu können, die den Anforderungen der jeweiligen Federation entsprechen. Alle Teilnehmer:innen erarbeiten also einen Quellcode als Referenz und stellen diesen anderen zur Verfügung. Allerdings müssen dabei weder Rad noch Service neu erfunden werden: Eine Übersicht über alle nach Spezifikationen geordneten und nach offenen Standards geprüften Dienste ist auf www.gxfs.de einsehbar.
Erste Quellcodes ab Februar
Jetzt im Januar fand in einem öffentlichen Ausschreibungsprozess die Implementierung der GXFS-Spezifikationen statt, wobei die Umsetzung in den einzelnen Gewerken vier bis sechs Monate dauern wird. „Wir können mit der Bereitstellung der ersten Services bereits im zweiten Halbjahr 2022 rechnen“, sagte Wehrwein. Alle, die auf dem Laufenden sein möchten, können sich ab Februar bereits die ersten Codes in der Assoziation ansehen.
Kontakte:
Gaia-X AISBL: info@gaia-x.eu
PMO Gaia-X Federation Services: pmo@gxfs.de
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