Daten spielen bei der künftigen Wertschöpfung von Produkten und Dienstleistungen eine entscheidende Rolle. Davon ist Andreas Weiss, eco Geschäftsbereichsleiter Digitale Geschäftsmodelle, Direktor von EuroCloud Deutschland_eco und Leiter des Service-Meister Konsortiums, überzeugt.
Im Interview erläutert er die Perspektiven aus europäischer Sicht.
Herr Weiss, warum halten Sie eine digitale (Daten-)Souveränität in Europa für so wichtig?
Zum einen wird perspektivisch ein großer Teil der künftigen Wertschöpfung von Produkten und Dienstleistungen in Verbindung mit Daten generiert und wir fangen erst an, den Umgang damit zu lernen. Zum anderen geht es um Grundfragen der Selbstbestimmung von Gesellschaft und Wirtschaft in ihrem zukünftigen Handeln.
Je enger digitale Technologien und Services eingebunden werden, desto mehr benötigt man auch einen Plan B für Ausfälle oder Fehler. Das Internet an sich ist fehlertolerant konzipiert. Für das gleiche Niveau an Resilienz für die höherwertigen Dienste benötigen wir auch eine umfangreiche Redundanz.
Wie kann den europäischen Cloud-Anbietern der Weg aus der Nische zu nennenswerten Marktanteilen gelingen?
Es sind nun keine Hyperscaler, aber in der Nische befinden sich die Anbieter in Europa auch nicht. Grundlegend müssen diese Anbieter schon aus eigener Kraft ihre Position im Markt finden. Mit der Konzeption von GAIA-X geht es darum, die Rahmenbedingungen für innovationsfähige, dezentrale Ökosysteme zu schaffen. Das ist eine Chance, im Verbund relevante Skaleneffekte zu erzielen.
Zudem ist festzustellen, dass der Markt in Zukunft zunehmend Lösungskompetenz fordert, Cloud-Commodity-Angebote sind dabei nur ein Teilaspekt. Es geht also nicht nur um den Preis, sondern um die Erschließung neuer Wertschöpfungspotenziale, die immens sind. Dies haben wir auch kürzlich in unserer KI-Studie dargelegt.
Halten Sie es für möglich, dass Europa eine Vorreiterrolle im Bereich von KI übernimmt?
Wir haben sehr gute Forschung und viele intelligente Köpfe, die das Potenzial von KI-Verfahren nutzbar machen. Aktuell sehe ich aber noch ein Defizit, dieses Wissen in konkrete marktfähige Produkte und Serviceangebote zu überführen.
Wir müssen die PS endlich auf die Straße bringen. Dazu gehören eine konsequente Praxisanwendung und der Aufbau von Infrastrukturen, die Ausarbeitung ethischer Leitlinien und Kriterien der Qualitätssicherung. Darüber hinaus gilt es, die gesellschaftliche Akzeptanz durch Aufklärung und Bildungsmaßnahmen zu fördern.
Die Handlungsempfehlungen sind vielfältig und und wie kürzlich von unserem Vorstand Oliver J. Süme erneut betont wurde, brauchen wir einen „ganzheitlichen Ansatz, der neben gezielter Forschung und Entwicklung auch auf leistungsfähige digitale Infrastrukturen setzt und die gesellschaftliche Akzeptanz für KI-Technologien fördert“. Insbesondere KMU müssen gefördert werden, damit diese KI souverän nutzen können.
Wie kommen dabei Plattformen wie beispielsweise Service-Meister ins Spiel?
Wir verfolgen hier genau den Ansatz, nutzbringende KI-Verfahren für den Mittelstand und KMU in der Breite zugänglich zu machen. Der technische Service ist in nahezu allen Sektoren relevant und die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Verfahren und Technologien werden offengelegt und dienen der umfassenden Orientierung.
Zudem kümmern wir uns um Bildungsmaßnahmen, um den Einsatz von KI zu vermitteln. Da wird einiges passieren und wir sind zuversichtlich, ein zukunftsfähiges Plattformmodell zu erarbeiten.