Eine offene KI-Plattform für alle Serviceprozesse: das ist das Ziel von Service-Meister. Um KI-Funktionen zu entwickeln, setzt das Projekt auf sechs Schnellboote, die nicht nur Herausforderungen im Industrieservice lösen – sondern nebenbei auch drängende Fragen des Klimawandels beantworten.
Wasserstände aus der Ferne im Blick behalten, Abflussmengen bestimmen und Probleme erkennen – Ayyeka macht Abwassersysteme über das Internet of Things (IoT) intelligent. So behalten Kunden der Tochter von KROHNE ihre Versorgungs-, Kanal- und Leitungsnetze aus der Ferne im Blick. IoT-Services wie diese sind gefragt. Denn der Klimawandel verlangt nach smarten Wassermanagementlösungen. Fällt mehr Regen im Winter und nur noch vereinzelt starker Niederschlag im Sommer, kann das Abwasserleitungen an ihre Grenzen bringen. Die Folge der Extremwetterlagen: Überschwemmungen und Hochwasser.
Ayyeka möchte das verhindern. Mit seinen IoT-Lösungen setzt der Anbieter auf der Plattform des Prozessindustriespezialisten KROHNE auf, die Service-Meister smart weiterentwickeln wird. Dazu bilden KROHNE und das IT-Projekthaus inovex eines von sechs Schnellbooten. Beide Partner wollen in ihrem Use Case KI-Funktionen realisieren und allen Nutzern der Plattform von KROHNE anbieten. Die neuen Module sollen beispielsweise Sensordaten mit KI-Methoden visualisieren, Störungen vorhersagen und die Einsatzplanung optimieren. Das Ergebnis: Nicht nur intelligentere Abwassermanagementsysteme für die Kunden von Ayyeka, sondern für alle Nutzer der IoT-Plattform – mehr als 100 Millionen Datensätze verwaltet KROHNE bereits.
Serviceprozesse beschleunigen, Störungen remote erkennen
Innovationen für den Einzelnen, die später der Allgemeinheit nutzen – das ist die Idee von Service-Meister. Und auch die Idee im Use Case von Montageexperte WÜRTH und Systemhaus grandcentrix. Die 2019 erscheinenden Powertools von WÜRTH umfassen Werkzeuge, die erstmals vernetzt sind, somit Daten sammeln und übermitteln können. Informationen, die sich analysieren lassen, um Serviceprozesse zu beschleunigen und Störungen aus der Ferne zu erkennen. Der Use Case setzt daher auf Predictive Maintenance. Und auf Daten aus der Serviceorganisation selbst: Ob per Telefon, E-Mail oder Website – KI-Verfahren analysieren Serviceberichte und IoT-Daten der Geräte. Denn lassen sich Incidents und Serviceanfragen aufeinander beziehen, verbessert das die Servicequalität und schafft außerdem neue Möglichkeiten für den Selfservice.
Anomalien erkennen, Servicebedarf prognostizieren
Probleme automatisch klassifizieren und remote lösen: Open Grid Europe transportiert Erdgas durch sein 12.000 Kilometer langes Fernleitungsnetz. Der Netzbetreiber ist dazu verpflichtet, seine Kraftwerks-Kennzeichnungs-Systeme qualitätsgesichert aus der Ferne zu überwachen. Dazu betreibt Open Grid Europe ein eigenes Competence Center, das in den Datenströmen aller rund 850 Sensoren Auffälligkeiten entdecken soll. Gemeinsam mit USU Software, dem größten europäische Anbieter für IT- und Knowledge-Management-Software, möchte Open Grid Europe sein Monitoring mit KI weiterentwickeln. Das Ziel: das Service-Knowledge-Management verbessern, Anomalien automatisch erkennen und Wartungsbedarf prognostizieren. Zudem sollen Techniker mit KI-basierten Chatbots auch komplexe Probleme lösen.
Probleme automatisch diagnostizieren, Wartungskosten reduzieren
Serviceeinsätze effizient planen, Maschinendaten automatisch diagnostizieren – das sind Ziele im Schnellboot von TRUMPF und USU Software. Denn: Werkezugmaschinen von TRUMPF sind komplex, Betriebs- und Wartungskosten beeinflussen die Entscheidung der Käufer. Die Lösung liefert die richtige Kombination aus Sensorik, Diagnoseverfahren und KI-Know-how. So sollen die Maschinen selbstständig Probleme diagnostizieren und analysieren können, um Ergebnisse an eine Cloud-Plattform zu transferieren, wo sie sich differenziert auswerten lassen. Die Folge: Wartungstickets lassen sich automatisieren und Informationen in einem kontinuierlichen Lern- und Verbesserungsprozess nutzen. Das steigert die Anlagenverfügbarkeit und reduziert Wartungskosten.
Qualität steigern, Anlagen verfügbar halten
Produktionsprozesse überwachen, Stillstände verhindern – Atlas Copco klebt und fügt, um etwa Leitungen bei seinen Kompressoren zu verbinden. Bei Problemen in der Fertigung stockt es nicht nur in einer Fabrik. Ausfälle bedrohen das gesamte Zulieferernetzwerk und die Qualität aller Erzeugnisse. Um Ausschuss zu reduzieren und Anlagen verfügbar zu halten, setzt Atlas Copco auf KI. Gemeinsam mit USU Software arbeitet Atlas Copco an einem Service Knowledge-Management-System, das Klebe- und Fügeprozesse mit KI überwacht, um Produktionsfehler und -abweichungen im laufenden Betrieb zu erkennen. Damit das System Techniker in den Fabriken automatisch alarmiert, sind zahlreiche Daten- und Sensorquellen einzubinden. Am Ende soll die KI Fehler eigenständig identifizieren und dazu auch auf historische Daten von Serviceeinsätzen zugreifen können. Der Vorteil: Ursachen lassen sich präziser bestimmen.
Außeneinsätze planen, Ersatzteile beschaffen
Servicedaten effizient sammeln, in Echtzeit automatisch auswerten und kontextbezogen bereitstellen – der Use Case von Antriebsexperte KEB und USU Software setzt auf einen umfangreichen Informationspool. Das Schnellboot verarbeitet nicht nur Daten aus Sales, Service und Kundenkommunikation, sondern zudem Fehlerbeschreibungen und Liveereignisse wie Alarmmeldungen und Maschinenzustände. Ob Video, Augmented Reality oder Chatbot – Ergebnisse der KI-Analysen sollen sich, je nach Serviceanwendung, in unterschiedliche Tools integrieren lassen. Automatisch sollen Techniker so Unterstützung erhalten. Und Recommender-Engines sollen dabei helfen, Außendiensteinsätze zu planen und Ersatzteile zu beschaffen.
KI soll im Projekt Service-Meister überall die Lösung bringen. Denn intelligenten Servicedienstleistungen gehört die Zukunft, wie eine Studie von Lünendonk aus dem Jahr 2019 zeigt. Acht von zehn Unternehmen erkennen im Service einen unmittelbaren Mehrwert für die eigene Produktivität. Darüber hinaus geht jeder Zweite davon aus, immer öfter Serviceaufträge an externe, spezialisierte Dienstleister zu vergeben. Und mehr denn je erwarten die Unternehmen aus Deutschland, dass Serviceanbieter Intelligenz in ihre Dienstleistungen bringen, halten die Studienautoren von Lünendonk fest.